Anfangs erschien es uns etwas befremdlich, an einen Ort namens „Toilette“ zu fahren – zumindest nach unserem Verständnis. Denn in Restaurants, Hostels oder Busbahnhöfen fragt man „¿dónde están los baños?“, wenn man die Toilette sucht. Auch die Beschriftung an Türen lautet stets „baños“. Aber hey, immerhin war es dadurch einfacher, sich den Namen der Kleinstadt zu merken. Bei Latacunga, Sigchos, Isinliví und Chugchilán dauerte es definitiv länger, bis wir das drauf hatten! Später erzählte uns eine Einheimische, dass Baños eher allgemein für Bäder oder Badezimmer steht. Das wiederum ergab für uns doch deutlich mehr Sinn. Schließlich gibt es in Baños diverse dampfenden Thermalquellen, in denen man baden und entspannen kann.
Am 15. März trafen wir gegen Abend in Baños ein. Die Stadt hat etwa 18000 Einwohner und liegt auf einer Höhe von 1800 Metern über dem Meeresspiegel. Also 2000 Meter tiefer als der Kratersee, den wir noch am Morgen erkundet hatten. Baños wird häufig als zweischneidiges Vergnügen betrachtet. Es hat eine unheimlich tolle Lage! Am Fuße des Vulkans Tungurahua (5016 m), umrundet von Bergen, Wasserfällen, Schluchten und Thermalquellen bietet der Ort diverse Ausflugsmöglichkeiten und Attraktionen. Doch Baños selbst sollte von trister Architektur, marktschreierischen Tourunternehmen und der Atmosphäre eines überfüllten Backpacker-Ghettos gekennzeichnet sein. Ich muss sagen, dass ichdieser Beschreibung nicht zustimmen kann. Ja, es gibt dort viele Tourunternehmen und auch mehr Backpacker als an den Orten, an denen wir bisher waren. Aber ich mochte den kleinen Stadtkern, die vielen entzückenden Cafés und Restaurants und die Stände mit handgemachten Produkten. Und abends war alles sehr schön beleuchtet.
Achso, neben Massagen und Maniküre wird übrigens auch ganz locker eine Darmspülung angeboten. Ein bisschen suspekt bleibt Baños dann doch…
Durch die Wanderung um den Quilotoa Kratersee am Vormittag und die Busfahrten von Quilotoa nach Latacunga, von Latacunga nach Ambato und von Ambato nach Baños waren wir verschwitzt, müde und hungrig. Unser erstes Ziel in Baños mit Sack und Pack von vier Mann: ein mexikanisches Restaurant. Ich möchte nicht ausschließen, dass wir vielleicht etwas körperlichen Eigengeruch verbreiteten, aber egaaal 🙂
Im Hostel angekommen verlangte uns der Vorgang des Check Ins viel Geduld ab. Nur ein Ausschnitt: Ich sollte 27,30 Dollar bezahlen und gab den beiden dort arbeitenden Backpackern hinter der Rezeption 30,30 Dollar, denn mit kleinem Wechselgeld ist das hier so eine Sache. Es ist viel zu wenig Kleingeld im Umlauf, weshalb oftmals nicht rausgegeben werden kann. Auch nicht, wenn etwas 16 Dollar kostet und man mit 20 Dollarn bezahlt. Ich dachte deshalb, drei Dollar wird einfacher sein, als 2,70 Dollar. Wahrscheinlich wäre es egal gewesen… Denn erst stritten sich die beiden über das korrekte Wechselgeld. Der eine weigerte sich, drei Dollar aus der Kasse zu geben. Irgendwann hatte der eine dem anderen erklärt, dass das aber die korrekte Differenz sei. Dann waren die 30 Cent nicht mehr auffindbar und es stellte sich die Frage, ob ich denn auch tatsächlich 30,30 Dollar bezahlt hatte?!… Boah, am Liebsten wäre ich über den Tresen gesprungen. Wenn wir den Zimmerschlüssel schon gehabt hätten, hätte ich die ullen drei Dollar echt drei Dollar sein lassen… Haha und ich sage euch, bei Vincent und Maeve war es noch schlimmer. Die wollten sie über Nacht an einen anderen Ort bringen und zum Frühstück zurück holen 😀
Nachdem wir in der allerdings sehr schönen Gartenanlage bei Cocktails die halbe Nacht über deutsche und amerikanische Politik, die Wahlen, Krankenversicherungen und das Militär (Vincent war lange in der army und auch in Afghanistan) gesprochen hatten, kehrten wir zu unserer akuten Situation zurück und waren uns einig, am nächsten Morgen direkt ein neues Hostel zu suchen. Warmes Wasser und WLAN gab es nämlich entgegen der Ankündigung auch nicht. Insgesamt ein echt ereignisreicher Tag!
Kurz und gut, unser neues Hostel war top und dort trafen wir auch auf Anju und ihren Freund. Mit Anju bin ich zusammen zur Schule gegangen und vor zwei Jahren hätten wir uns schon fast in Kuala Lumpur getroffen, haben uns aber um zwei Tage verpasst. Anju wohnt übrigens in Hamburg, aber offenbar treffen wir uns lieber außerhalb Europas.
Den Vormittag besuchten wir die Schaukel der Casa del arbol. Die Schaukel ist an einem Baumhaus befestigt, das sich auf 2600 Metern Höhe befindet. Dementsprechend ist auch der Ausblick von der Schaukel: Wahnsinn!! Der Eintritt in den Schaukelpark kostet nur einen Dollar und wir hatten fast keine Wartezeit an DER Schaukel. Wenn man dran ist, setzt man sich auf die Schaukel, legt ein kleines Sicherheitsschnürchen vorne an, trappelt rückwärts eine Rampe hoch und ab geht es. Wie lange man schaukelt liegt im eigenen Ermessen. Oder aber in dem des Fotografen – bis das schönste Foto entstanden ist. Da wir zu viert waren, hatten wir das im Vorfeld aber bereits optimal ausgekundschaftet und die schaukelnde Person wurde von unterschiedlichen Positionen fotografiert. Sehr clever von uns! Wir schaukelnten noch nrxauf anderen Schaukeln und machten uns bald auf zum nächsten Event: ziplining war für den Nachmittag vorgesehen. Davon gibt es keine Fotos, es war uns zu riskant, Cameras oder Handys mit uns über die Schluchten sausen zu lassen.
Ereignisreich ging es am nächsten Tag in Baños weiter. Es war Maeves Geburtstag. Am Vormittag stand Rafting auf dem Programm, am Nachmittag Paragliding. Beim Rafting war auch Anju dabei, Tim lag leider mit starken Magen-Darm-Problemen flach. In Thailand hatte ich river rafting schon mal gemacht, dieses war aber deutlich abwechslungsreicher und aufregender. Unser Guide begriff schnell, dass er mit uns offenbar einiges ausprobieren konnte. Und das kostete er richtig aus. Wenn er wieder durchs Boot kletterte und irgendwo eine Schnur befestigte, warfen wir uns untereinander direkt Blicke zu. Er führte definitiv wieder etwas im Schilde! Zwischendurch schubst er uns auch gerne mit seinem Padel ins Wasser. Erst fand ich das nicht so gut und war froh, nicht sein erstes Opfer gewesen zu sein. Aber im Prinzip war es recht clever von ihm; er nahm uns die Angst, ins Wasser zu fallen. Und dass zumindest einer von uns im Wasser landete war bei seinen Tricks, so vermute ich, das eigentliche Ziel 🙂 Wir hatten auf jeden Fall extrem viel Spaß!!
Aufgrund der Windverhältnisse konnte das Paragliding am Nachmittag leider nicht stattfinden. Also bummelten wir durch Baños, tranken Kaffee und aßen Kuchen. Wir verabredeten uns für nach dem Abendessen an einem Kuchenladen. Vincent stellte nämlich fest, dass er Maeve anlässlich ihres Geburtstages vermutlich ausführen sollte. Timo und ich aßen Fisch (8$) und Käsefondue (5$) für sagenhafte Preise.
Im Anschluss irrten wir durch das kleine Baños und konnten diesen Kuchenladen nicht wiederfinden. Strategisch sind wir parallel die Straßen abgelaufen und haben uns an den Querstraßen Zeichen gemacht: leider nichts entdeckt… Ich ging nach 40 Minuten zurück zum Hostel, um WLAN zu bekommen. Die Idee hatte Vincent zum Glück auch bereits gehabt und dirigierte uns zu einer Bar. Tja, ohne Telefonnummern bzw Internet muss man eben ein bisschen durch die Straßen laufen. In der Bar tranken wir diverse Cocktails, spielten Billard und feierten Maeves Geburtstag. Irgendwann stieß die gesamte Quilotoa Loop Truppe dazu, die inzwischen auch in Baños eingetroffen war. Es war ein toller, spaßiger Abend!
Dafür wurde die Nacht für mich ziemlich sch… Nachdem sich Anju bereits nach dem Rafting mit Magenproblemen verabschiedet hatte, traf es nun auch mich. Was war das bloß? Schnell wurde mir klar, das Zurücklegen der drei Meter von Toilette zu Bett lohnte sich nicht. Ou man, es ging mir so elend. Und es hörte und hörte nicht auf. Irgendwann nahm ich meine Decke und setzte mich vor die Toilette. So verbrachte ich den Rest der Nacht, die einzige Position, in der mein Magen nicht direkt wieder nach 5 Minuten rebellierte, sondern nach vielleicht erst einer viertel Stunde.
Den nächsten Tag lag ich flach und habe viel geschlafen. Leider verpasste ich dadurch das Paragliding 🙁 Einsam, traurig und allein blieb ich zurück. Na gut, die meiste Zeit schlief ich einfach nur!
Abends mussten wir schweren Herzens unsere New Yorker Freunde verabschieden, für die beiden ging es zurück nach Hause. Die Zeit mit den beiden hat uns unheimlich viel Freude bereitet!
Am nächsten Morgen cancellten wir spontan unsere Dschungelpläne und entschieden uns stattdessen für den Strand. Also die ganz andere Richtung. Wir schlossen uns Anju und Tim auf den Weg nach Guayaquil an. Für das Frühstück und die Fahrt nach Guayaquil verließ Tim übrigens das erste mal seit Tagen das Zimmer. Den armen Kerl hatte es wirklich heftig erwischt, aber nun ging es bergauf.
Über ein heißes, schönes und moskitosreiches Montañita im nächsten Blog mehr.
Hallo Schönheit,
aah, endlich! Lange schon warte ich sehnsüchtig auf weitere Einträge und nun sind sie da. Vielen lieben Dank!!! Und weiterhin ganz viel Spaß!!! Du hast ja noch vieles vor, während Timo heute wieder in Amsterdam gelandet ist. Der freut sich sicher aufs Arbeiten morgen ;-). Alles Liebe und bis hoffentlich bald, mona