Oha, jetzt hänge ich zeitlich doch schon wieder ein wenig hinter her mit meinen Erzählungen! Nun also fix weiter…
Ganz früh morgens – um sechs Uhr – stiegen wir in Montañita in den Bus nach Guayaquil. Dort hatte ich um 10:30 Uhr eine Verabredung mit Nathalie von der deutschen Schule. Zum Glück fuhr der Bus die Strecke etwas schneller als angekündigt, denn vom Busbahnhof in Guayaquil brauchten wir mit den Taxi zu der Schule nochmal 50 Minuten… So viel Verkehr hatte ich in meinen Berechnungen vorab nicht eingeplant. Nach einer etwas schwierigeren Einlassprozedur – die Security wollte uns erst nicht auf das Schulgelände lassen – trafen wir auf Nathalie, die uns das Schulgelände, einige Klassenräume, den Sportplatz und das Schwimmbad zeigte. Im Anschluss fuhr sie mit uns durch den Stadtbezirk, in dem die Schule liegt, damit ich einen Eindruck von der Gegend gewinnen konnte, in der ich eventuell für zwei Jahre leben würde. Die Schule hat einen tollen Eindruck auf mich gemacht und auch die Direktorin und der Biologiefachleiter, mit dem ich im Vorfeld schon geskyped hatte, waren sehr freundlich und aufgeschlossen. Nathalie jedoch hat einen ganz besonderen Eindruck bei mir bzw. bei uns hinterlassen. Sie zeigte uns nicht nur die Schule und die Gegend, sondern fuhr mit uns noch in ein Einkaufszentrum, damit wir für unsere Weiterfahrt Proviant besorgen konnten und nahm uns im Anschluss mit zu sich nach Hause, um uns von dort ein Taxi zum Busbahnhof zu rufen. Nathalie wohnt mit ihrer Familie in der Nähe der Schule in einem abgezäunten Wohnbereich mit Securityguides und Einlassschranken. Das Haus selber lag hinter einem weiteren hohen Zaun. Sie erzählte uns, dass der Stadtteil grundsätzlich als sicher gilt, man als Frau jedoch nach 21 Uhr nicht mehr auf der Straße herumlaufen und stets gewisse Vorsichtsmaßnahmen beachten sollte. Eine goldene Regel ist beispielsweise, niemals ein Taxi von der Straße zu nehmen. Es war definitiv sehr spannend und interessant, so viele Aspekte und Details von einer Person zu erfahren, die selber schon seit langer Zeit in Guayaquil lebt. Da Nathalies Mann an dem Tag Geburtstag hatte, lernten wir neben ihrer zehnjährigen Tochter noch ihre Schwiegermutter kennen, die gerade das Geburtstagsmahl zubereitete und uns von mehreren Gerichten probieren ließ, sowie das Geburtstagskind selbst. Die Gastfreundschaft sowie Nathalies Offenheit und Führsorglichkeit rührte uns sehr. Und obwohl wir nur wenige Stunden mit Nathalie verbracht hatten, fiel mir der Abschied, als wir ins Taxi stiegen, etwas schwer.
Weiter ging es am frühen Nachmittag mit dem Bus nach Cuenca, unserer nächsten Station. Cuenca ist die drittgrößte Stadt Ecuadors (mit 277000 Einwohnern) und liegt im Süden des Landes in einem andinen Hochlandbecken in etwa 2500 Metern Höhe. Der Name der Stadt kommt aus dem spanischen und heißt übersetzt Becken – passend 🙂 Der Weg nach Cuenca führte uns erneut über atemberaubend schöne Andenstraßen. Zum Teil waren wir so hoch oben in den Bergen, dass wir in und über den Wolken fuhren. Wenn wir es nicht besser gewusst hätten, hätten wir auch das Gefühl haben können, in einem Flugzeug zu sitzen.
Cuenca ist eine ganz entzückende Stadt. Ach, irgendwie sind recht viele Orte in Ecuador entzückend 🙂 Cuencas Charme machen für mich die sehr unterschiedlichen Atmosphären der Stadt aus, die jede für sich genommen bestechend ist. Der Aufbau des Stadtbildes entspricht dem Schachbrettmuster, typisch für lateinamerikanische Städte. In manchen Straßen hatten wir aufgrund der dortigen Architektur das Gefühl, in einem verlassenen Drehort für einen Westernfilm zu stehen. In anderen Straßen pulsierte das Leben und die Architektur war hervorstechend imposant. Cuenca gilt laut unserem Reiseführer als das Athen von Ecuador. Ich war zwar noch nie in Athen, aber ich vermute nun sehr stark, dass es mir dort ziemlich gefallen würde 🙂 Cuencas Altstadt wurde übrigens vor 18 Jahren auf die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen.
Auch liegt Cuenca direkt am Fluss Tomebamba. Dort konnten wir wunderbar spazieren; alles ist saftig und grün bewachsen, viele malerische Brücken bieten Überquerungsmöglichkeiten.
Natürlich durfte auch der obligatorische Besuch im Panamahut-Museum nicht fehlen, in dem wir die alten Arbeitsgeräte der traditionellen Strohhutvorstellung begutachteten.
Desweiteren aßen wir in der Markthalle köstliches Schwein, kochten uns einen Abend Nudeln mit Sahnesoße und Gemüse (die Zutaten sammelten wir uns sechs verschiedenen Lächeln zusammen) und genossen die Atmosphäre in Cuenca 🙂
Soweit aus Cuenca.