Latacunga war unser Ausgangspunkt für einen Teil des Quilotoa-Loops. Der Quilotoa-Loop ist laut Reiseführer eine holprige, ringfömige Straße, die von der Panamericana aus weit ins Hinterland der Provinz Cotopaxi führt. Wir wollten nur einen Teil des Loops wandern (3 Tage), nämlich von Sigchos über Isinliví und Chugchilán nach Quilotoa – für Backpacker die übliche Route. Wir vermuten jedoch, dass diese Strecke nicht zum „offiziellen“ Loop gehört. Denn die Bezeichnung „Straße“ für die hundert verschiedenen Trampelpfadoptionen halten wir für ziemlich optimistisch!
Mit nur einem kleinen Tagesrucksack sowie ausreichend Bargeld (Bankautomaten oder Kartenzahlung sollte es auf der von uns gewählten Route nicht geben) fuhren wir am 13.03. morgens mit dem Bus nach Sigchos. Die Fahrt dorthin war landschaftlich bereits atemberaubend! Saftig grüne Berge, tiefe Schluchten, Wasserfälle und eine unglaubliche Weite!
Sigchos selbst ist ein kleines, recht ausgestorbenes Dörfchen. Viele Häuser, die nach dem Erdgeschoss nicht zuende gebaut worden waren und deren weiteren Baumaterialien überall verteilt lagen. Leere Straßen, die von streunenden Hunden in Besitz genommen wurden und ein kleiner Laden, der Wasser und Kekse verkaufte. Nachdem wir in Sigchos aus dem Bus gestiegen waren, standen wir etwas verloren herum. Unsere erste Station sollte Isinliví sein, das wussten wir, aber in welche Richtung sollten wir gehen? Zum Glück entdeckten wir zwei weitere Backpacker, denen wir zu Anfang dezent folgten. So wussten wir zumindest für den Anfang die etwaige Himmelsrichtung. Es konnte losgehen!
Die ersten zwei Stunden begleitete uns strömender Regen. Dabei war es doch noch gar nicht 14 Uhr, sondern erst halb elf! Zur Regenzeit setzt hier nämlich aktuell gegen 14 Uhr ziemlich pünktlich der Regen ein. Gewählte Outdooraktivitäten sollten bis dahin möglichst erledigt sein. Aber gegen Petrus Launen kommt nunmal keiner an, also um elf Uhr schon Regen 🙂
Wir folgten den mehr als spärlich und vor allem häufig zweideutig gesähten Schildern nach Isinliví. Während der 12 km war Isinliví immerhin einmal und unser Hostel dort sogar zweimal ausgeschildert. Wir hatten im Vorfeld gelesen, dass es mehrere Wege gibt und man sich definitiv verlaufen wird. Jaja, so schwer wird und kann das wohl nicht sein!…
…Wir liefen einen Umweg von etwa einer Stunde, erklommen mehrere Höhenmeter völlig umsonst und entschieden uns offenbar für den steilsten Weg durch die Berge. Ich war am Ende ziemlich fertig – 600 Höhenmeter merkt man definitiv, besonders wenn man sich schon auf 2600 Metern befindet. Erstaunlicherweise reicht es aus, kurz stehen zu bleiben und durchzuatmen. Schnell fragt man sich, wo eigentlich das Problem liegt. Eigentlich ist doch alles gut. Tolle Landschaft mit guter und auch mit genügend Luft – zumindest wenn man nur so rumsteht. Leider hält dieses Gefühl nicht lange vor, wenn man sich erneut topmotiviert und beschwingt von seiner Rast erhebt. Spätestens bei der nächsten Steigung, und davon hatten wir reichlich, fühlte ich mich, als wäre ich 10 Jahre älter, 10 kg schwerer und als hätte ich schon einen 21 km Lauf hinter mir. Immerhin regnete es während der fünf Stunden nicht durchgehend und wir konnten die wahnsinnige Landschaft in den diversen Verschnaufpausen genießen.
Als wir den winzig kleinen Ort Isinliví erblickten, konnten wir uns kaum vorstellen, dort ein Hostel vorzufinden.
Aber: Unser Hostel Llullu Llama war ein Traum!! Natürlich gab es in dem entzückend angelegten Gartenbereich auch zwei Lamas zu betrachten! Wir fühlten uns im Llullu Llama sofort wie zu Hause. Fast alles ist aus Holz gebaut und es gibt einen gemütlichen offenen Kaminraum, in dem wir mit den anderen Backpackern saßen, spielten und uns unterhielten. Abends gab es ein Drei-Gänge-Menü für alle Anwesenden, köstlich! Da der große Schlafbereich im ersten Stock zum Kaminzimmer nach unten hin geöffnet ist, roch es nicht nur nach Kamin, es war auch ganz wunderbar mollig warm und wir konnten unsere nassen Sachen über diversen Holzbalken trocknen. Morgens wurde man durch das Werkeln in der Küche sowie leisen Stimmen und Musik geweckt. Wie zu Hause bei Mama und Papa!
Nach einem ausgiebigen Frühstück machten wir uns in einer größeren Gruppe gegen 09:00 Uhr auf nach Chugchilán: 12 km entfernt und durch das Auf und Ab der Wanderwege galt es erneut insgesamt 600 weitere Höhenmeter zu bezwingen. Da die ersten neun Kilometer überwiegend bergab und nur vereinzelt bergauf gingen, mussten wir in den letzten drei Kilometern extreme Steigungen ertragen.
Auf dem übernächsten Bild sieht man ganz unten ein weißes Gebäude. Das ist dir Kirche auf dem nächsten Bild. Von dort aus ging es ziemlich direkt nach oben zu dem Punkt, an dem dieses (zweite) Foto entstanden ist. Regel Nummer eins in diesen Höhen: slow and steady.
Um 13:45 Uhr erreichten wir unser Hostel in Chugchilán. Natürlich völlig durchnässt… Was war denn bloß mit Petrus los? Der Regen, der schon wieder deutlich vor 14 Uhr eingesetzt hatte, sollte auch den restlichen Tag nicht aufhören und in der Nacht noch zu einem richtigen Sturm heranreifen. Auch im zweiten Hostel namens Cloud Forest gab es ein Kaminhäusschen mit Sofas und sogar lauwarme Duschen. In Kaminnähe verbrachten wir den restlichen Nachmittag, trockneten unsere Sachen und schliefen. Es war herrlich gemütlich! Abends gab es erneut für alle ein Drei-Gänge-Menü vom Hostel und im Anschluss spielten wir in großer Runde Werwolf. Mit Eis und am Kamin 🙂
Am nächsten Tag sollte es nach Quilotoa weitergehen. Dieser Part sollte im Vergleich zu den anderen beiden Wanderungen der anstrengendste sein und vor allem nochmal knapp 700 Höhenmeter beinhalten. Unser Ziel war der berühmte Kratersee Lagune Quilotoa. Diesen zu umrunden sollte für fitte Wanderer weitere sechs Stunden dauern. Kurzerhand entschieden wir uns, auf den Hike zur Lagune zu verzichten und uns für teures Geld mit dem Auto dort hinbringen zu lassen. Busverbindungen gibt es in dieser Region nur wenige Male die Woche. Das Risiko, erst gegen 14/15 Uhr in Quilotoa anzukommen und den Lake nur im Regen betrachten zu können, war uns zu groß. Natürlich hätten wir noch eine weitere Nacht in Quilotoa verbringen und am nächsten Tag den Kratersee erkunden können. Aus Zeitgründen entschieden wir uns jedoch dagegen. Ebenfalls sehr spontan schloss sich uns ein Paar aus New York an, Maeve und Vincent.
Auch in den folgenden Tagen waren wir uns immer wieder einig, sehr weise entschieden zu haben! 🙂 Und zwar nicht nur, weil wir einen Tag weniger wanderten und von den anderen im Anschluss hörten, dass die Wanderung zum See richtig sch… und die Nacht in Quilotoa sch… kalt gewesen sein soll. Sondern vor allem, weil wir in Maeve und Vincent, und die beiden offenbar auch in uns, wirklich gute Freunde fanden. Denn die folgenden Tage verbrachten wir im Prinzip ununterbrochen zu viert. Naja gut, geschlafen haben wir jeder in unseren eigenen Betten 🙂
Aber zurück zum letzten Teil des Loops: Gegen neun Uhr morgens waren wir am Krater. Stunden vor allen anderen! Auf dem Weg dorthin sahen wir übrigens die Sturmschäden der letzten Nacht.
In Quilotoa angekommen wollten wir zwar nicht ganz um den Kratersee herum wandern, aber natürlich zum höchsten Aussichtspunkt auf dem abschüssigen Kraterrand. Dort sollte man den besten Blick auf den dann etwa 400 Meter weiter unten liegenden, grünlich spiegelnden See ergattern. Joa, sah näher dran aus, als es war… Besonders das sehr anstrengende und steile Stück am Ende (auf dem nächsten Bild der kleine Weg ganz rechts) raubte uns alle Kraft.
Aber irgendwie müssen die fünf Stunden ja auch zusammen kommen, die wir insgesamt für Hin- und Rückweg brauchten. Von den abschüssigen Strecken übrigens sicherlich nicht! Das Areal ist auf knapp 4000 Metern, das merkt man natürlich! Für eine Vorstellung über die dortigen Verhältnisse: Zum See selbst kann man auch runter gehen, das dauert etwa eine halbe Stunde. Für den Aufstieg zurück hingegen benötigt man wohl etwa das dreifache an Zeit. Aber ich muss sagen, obwohl wir jeden Tag immer höher waren konnte ich mit der Höhe inzwischen besser umgehen. Es war sehr anstrengend, keine Frage, aber Phasen, in denen ich das Gefühl hatte, keine Luft mehr zu bekommen, hatte ich nicht mehr.
Ja… als wir am höchsten Punkt des Kraterrandes standen, was sahen wir? Das Beweisschild und Wolke! Aber egal, auch in einer Wolke lassen sich tolle Bilder machen. Nur eben nicht bzw. sekundenweise vom Kratersee 🙂
Weiter unten lüfteten sich die Wolken aber stets und wir konnten tolle Bilder machen. Ab und an blitzte sogar die Sonne durch.
Wow, der Quilotoa Lake wird eines der Highlights meiner Reise sein!! Was für ein Naturspektakel – so hoch und doch so saftig und grün. In einem Moment sind die Kratergipfel noch tief in den Wolken versunken, im nächsten Moment blitzt die Sonne durch und taucht alles in ein mystisches Licht. Ein See, dessen Farbe ständig wechselt und dessen Tiefe noch nie erforscht wurde. Einheimische behaupten, es gäbe keinen Grund. Tatsächlich wird dieser von Geologen aber auf 250 Meter geschätzt.
Gerade rechtzeitig erreichten wir den einzigen Bus, der an dem Tag aus Quilotoa zurück nach Latacunga fuhr. Dort holten wir vier unser gebunkertes Gepäck aus dem Hostel (Maeve und Vincent hatten dort offenbar auch gewohnt, zu der Zeit hatten wir uns aber noch nicht entdeckt) und fuhren gemeinsam direkt weiter nach Baños. Dazu aber im nächsten Blog mehr!
Bilder und Texte: WUNDERSCHÖÖÖÖN und WUNDERBAAAAR! DANKE!!!!
Wow! Neid!